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Das Kaffeehaus Trömel in Plauen

 

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Am 5. Februar 1880 eröffnete Emil Trömel gemeinsam mit seiner Frau Marie Minna und seiner Schwester Hedwig in einem gemieteten Laden an der Syrastraße 2 eine kleine Konditorei mit Kaffeeausschank. Recht bald kam es zu Unstimmigkeiten mit der Vermieterin. Zudem vergrößerte sich der Kundenkreis vergrößerte sich enorm schnell, sodass Emil Trömel nach einem Bauplatz für einen Neubau suchte. Der Postplatz am Tunnel war zu dieser Zeit noch unbebaut; er sollte jedoch bei den damaligen Planungen für eine Straßenbahn in Plauen eine wichtige Rolle spielen und Emil Trömel erkannte das dadurch entstandene Potenzial des Platzes. 1883 wurde das Kaffeehaus am Postplatz 9/10 erbaut. Durch den großen Zuspruch, den das Kaffeehaus genoss und den Bau eines Umsteige-Haltepunktes am Postplatz verlagerte sich der Mittelpunkt der Stadt vom Altmarkt auf den Postplatz. Emil Trömel hatte sein Kaffeehaus somit am besten Platz der Stadt errichtet.

Ständig wurde erweitert und ausgebaut, da der Kaffeehausverkehr eine ungeahnte Ausdehnung gewonnen hatte. Die Einwohnerzahl Plauens stieg von Jahr zu Jahr und der Gästeansturm nahm erheblich zu. 100 Personen fanden im Cafe Trömel, dem beliebtesten Treffpunkts Plauens, eine Beschäftigung. Angesichts der ständig steigenden Gästezahl machte sich 1892 der Anbau der Terrassen notwendig. Diesem folgte kurze Zeit später der Billiardsaalbau und die Einrichtung eines Gesellschaftszimmers. Um sich eine Ausbreitungsmöglichkeit zu sichern, kaufte Julius Emil Trömel im Januar 1896 die der Lohmühlenanlage gegenüber liegenden drei Gärten im Zusammenhang mit dem Grundstück an der Syrastraße. Im Sommer 1903 erfolgte der erste Spatenstich für den Neubau, einer Arbeit des Architekten Max Fricke. 1904 wurde die untere Veranda eröffnet, am 12. Juli wurde das innere Lokal fertig, am 13. August der Billardsaal mit acht Billiards und am 10. Juni 1905 der Garten mit seinen geräumigen Veranden und zwei Kegelbahnen im Kellergeschoss. Die Baukosten beliefen Sich auf 500.000 Reichsmark, einer enormen Summe. Das surchschnittliche Brutto-Einkommen eines Arbeiters lag zu dieser Zeit bei 80 Reichsmark. Das danebenliegende Ursprungsgebäude von 1883, welches bald den Ansprüchen nicht mehr genügte, wurde im Frühjahr 1910 abgerissen und an seiner Stelle ein der Neuzeit entsprechender Neubau errichtet. Das Kaffeehaus Trömel verfügte über zwei Diesel-Aggregate, die sowohl der Stomgewinnung als auch der Kühlung dienten. Das Gebäude konnte also autark betrieben werden. Darüber hinaus befand sich im Gebäude eine Klingel-Anlage, die mit dem Plauener Theater verbunden war. In den Pausen gingen die Theaterbesucher ins Kaffeehaus und mit Ertönen des Klingeltons wurde ihnen signalisiert, dass sie sich wiederzur Platzaufnahme im Theater einfinden sollten.

7.000 Gäste wurden an einem Tag gezählt und diese kamen nicht nur aus dem Plauener Umland, sondern aus Österreich, der Schweiz, der Tschechoslowakei und Breslau. Zur Verköstigung einer derart enormen Anzahl an Menschen wurden täglich 200 Liter Schlagsahne verarbeitet, ca. 2.500 Maßkrüge Bier vverteilt und und 1.700 Bratwürste zubereitet. In der Weihnachtszeit wurden täglich bis zu 400 Stollen gebacken, wofür insgesamt 350 kg Hefe nötig waren. Die hausgemachte Zitronenlimonade erfreute sich so großer Beliebtheit, dass pro Tag etwa 12.000 Zitronen verarbeitet wurden. Allein der Garten, in dem täglich eine Hauskapelle Live-Musik spielte, hatte 2.000, der Billardsaal 650 und das Lokal 450 Plätze. Darüber hinaus befanden sich im Keller zwei Kegelbahnen und im Gebäude waren noch weitere Geschäfte und auch Arztpraxen untergebracht.

Der Erste Weltkrieg brachte auch für das Kaffeehaus viele Einschränkungen. Insbesondere die Inflation stellte für viele Menschen eine Herausforderung dar. Das Geld verlor teilweise binnen weniger Tage seinen Wert, sodass ein Großteil der Bevölkerung sich nur unter enormen Anstrengungen und durch Tauschhandel am Leben halten konnte. Ein Besuch im Kaffeehaus war da purer Luxus, an den viele nicht einmal denken konnten. Die Kundschaft blieb aus, sodass geplante Umbaumaßnahmen nicht durchgeführt werden konnten und verschiedene Renovierungsmaßnahmen verschoben werden mussten. Die folgenden Jahre brachten Höhen und Tiefen, so starb Emils Frau Maria Minna Trömel kurz vor dem 50-jährigen Bestehen. Emil selbst starb 1930 im Alter von 76 Jahren kurz nach dem 50-jährigen Jubiläum des Kaffeehauses, zu dessen Anlass der Onyx-Saal in Jubiläums-Saal umbenannt wurde. Emils Söhne Rudolf und Otto führten das Geschäft weiter. Im Sommer 1936 erfolgte eine Erneuerung des seit 1904 unverändert bestehenden Cafes im Erdgeschoss. Kleine räumliche Veränderungen und die Ausstattung mit Holzvertäfelung, Säulen aus kaukasischem Nussbaum und sowie ein neuartiger Fußboden, gaben dem ganzen Raum ein vornehmes Gepräge.

Das Kaffeehaus Trömel nach der Bombardierung am 19. März 1945
Das Kaffeehaus Trömel nach der Bombardierung am 19. März 1945

Der Zweite Weltkrieg machte auch bei Trömels nicht halt. Sohn Rudolf starb im April und Sohn Hans im Juni 1944, sodass Otto Trömel als einziger der drei Söhne und letzter Besitzer des Kaffeehauses zurückblieb. Im Bombenhagel vom 19. März 1945 wurde das Kaffeehaus getroffen und schwer beschädigt. Otto Trömel versuchte die Fortführung der Geschäfte im Garten; die erhoffte Besserung der Geschäftslage blieb jedoch aus, und so stimmte der gesundheitlich geschwächte Otto Trömel einem Verkaufsangebot an die HO zu, denn für einen Neustart aus eigener Kraft fehlten ihm die finanziellen Mittel. Am 31. August 1950 endete somit die wechselvolle Geschichte des Kaffeehauses Trömel. Die Reste der oberen Etagen wurden danach abgetragen und lediglich die Verkaufsräume der unteren Etage blieben erhalten und wurden weiterhin genutzt. Die Plauener nannten das notdürftig sanierte Überbleibsel des früheren Prachtrestaurants wenig schmeichelhaft „Pferdestall“. Am 31. Dezember 1963 wurden die HO-Verkaufsstelle geschlossen und der „Pferdestall“ abgerissen. Erforderlich wurde diese Maßnahme durch die Neugestaltung des Postplatzes als zentraler Umsteige-Haltepunktes der Plauener Straßenbahn. Als allerletzter Rest des Kaffeehauses blieben die ehemaligen Personaltoiletten erhalten, die über eine nach unten führende Treppe erreichbar waren und als öffentliche Toiletten genutzt wurden. Sie verschwanden erst im Jahr 2000, als am einstigen Standort des Kaffeehauses die „Stadtgalerie“ gebaut wurde.

 

Zur Erinnerung an das Kaffeehaus Trömel eröffnete der Konditor- und Bäckermeister Bernd Ebert das Nostalgiecafe Trömel 1990 im Klostermakttreff. Nach dem Umzug des Nostalgiecafes in den Klostermarkt 11 übernahm im Jahre 2005 Eberts Tochter K. Feitisch das Cafe. Noch heute sind dort viele erhaltene Gegenstände aus dem Kaffeehaus Trömel zu bewundern.

 

 

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Vor Kurzem hat der Heimatforscher Lars Buchmann im Rahmen des Projektes „Schaufensterblick“ ein interessantes Kurzvideo über das Kaffeehaus Trömel erstellt, das hier natürlich zu Ehren kommen soll.

 

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Über die Jahre konnte ich einige Gegenstände des ehemaligen Kaffeehauses Trömel erwerben.

 

Im Laufe der Jahre wurden zahlreiche Ansichtskarten, die das Kaffeehaus Trömel zeigen, veröffentlicht. Das Spektrum reicht dabei von Total-Aufnahmen des imposanten Gebäudes über Innen-Aufnahmen der verschiedenen Säle bis hin zu Bildern des berühmten „Trömel-Gartens“, in dem bis zu drei Konzerte pro Tag gespielt wurden. Nach und nach konnte ich mir eine Sammlung der verschiedenen Ansichtskarten aufbauen, die ich hier gerne zeigen möchte. Eines Tages soll daraus ein Katalog entstehen, in dem alle Trömel-Karten erfasst und beschrieben sind.

Richard Bruno Troemel

Richard Bruno Troemel (Nr. 217) wurde am 13.5.1859 in Roßwein geboren. Seine Einbürgerung in die USA erfolgte am 21.2.1896; Wann er dorthin ausgewandert ist, lässt sich nicht sagen. Am 30.7.1890 heiratete er Jennie Elwert in Indianapolis. Sie wurde am 8.5.1857 in Elbingerode geboren, wanderte 1886 in die USA aus und bekam 1890 die amerikanische Staatsbürgerschaft. Neben seiner Tätigkeit als Musiklehrer unterrichtete Bruno Trömel auch Fremdsprachen, und zwar Spanisch, Französisch und Deutsch; so war er Mitglied verschiedener fremdsprachiger Vereine. Auch war er Mitglied im „Unabhängigen Turnverein“. Am 10.11.1903 starb Bruno Troemel in Indianapolis mit gerade einmal 44 Jahren durch einen Unfall, bei dem er eine Schädelfraktur erlitt. Nach dem Tod ihres Mannes verkaufte Jennie Troemel Stickereien für wohltätige Zwecke. Am 9. September 1922 beantragte Jennie Troemel einen Reisepass, um eine Reise nach Deutschland, Frankreich, Österreich, die Schweiz und Italien zu unternehmen. Die Abreise war für den 5.10.1922 von New York geplant. Jennie starb 1950. Beide sind auf dem Crown Hill Cemetery, Indianapolis begraben. Sie hatten drei Kinder: Walter, Alfred und Clara.

Die Familie war sehr musikalisch. Jennie war Lehrerin am Indianapolis Conservatory of music (Quelle: US Städteverzeichnis Indiannapolis 1909). Der jüngere Sohn Alfred wird im US Städteverzeichnis von Indianapolis aus dem Jahr 1916 als Geigenlehrer an derselben Schule genannt. Ein Jahr später erscheint auch Clara Troemel mit einem eigenen Eintrag im US Städteverzeichnis Indianapolis mit der Berufsbezeichnung Organistin. Auch sie trat somit in die Fußstapfen ihrer Eltern und übte einen musikalischen Beruf aus. Bruno wird schon im Städteverzeichnis von 1898 als Musiklehrer geführt.

Walter Troemel wurde am 19.11.1891 in Kansas City, Missouri, geboren und heiratete am 19.10.1912 Blanch Adelaide Howell (geboren 2.5.1890, Piqua, Miami County, Ohio, gestorben 27.12.1981, Grand Rapids, Kent County, Michigan, begraben Washington Park East Cemetery, Indianapolis, Marion County, Indiana) in Crawfordshire (Register der Vereinten Methodistenkirche, Buch Nr. 6).

Am 6.9.1913 kam der gemeinsame Sohn Walter Howell Troemel Jr. in Indianapolis, Marion County, Indiana zur Welt. Er starb jedoch bereits am 14.12.1913 im Alter von drei Monaten an Krämpfen. Er ist auf dem Crown Hill Cemetery in Indianapolis, Marion County, Indiana begraben. Am 21.12.1918 wurde in Marion, Indiana, Tochter Louise Alma Troemel geboren. Sie heiratete am 11.6.1938 Richard Francis Druart in Columbus, Indiana.

Im Gegensatz zu seinen musikalischen Eltern und Geschwistern schlug Walter Troemel eine technische Laufbahn ein. So wird er im Städteverzeichnis von Indiana ab 1907 als Konstrukteur aufgeführt. Als erste Firma, für die er arbeitete, wird 1911 der Mühlenbaubetrieb Nordyke & Marmon genannt. Ab 1914 ist er ebenfalls als Konstrukteur bei dem Autobauer Motor Car Manufacturing beschäftigt. Das Unternehmen wurde 1916 in die Pathfinder Company umfirmiert und so findet sich ab 1917 eben dieser Name als Arbeitgeber von Walter H. Troemel. Ab 1921 ändert sich die Berufsbezeichnung in Maschinenbau-Ingenieur. Im Jahr 1934 wird er als Ingenieur bei der Duesenberg Inc. genannt. Das Unternehmen wurde drei Jahre später aufgelöst, was wahrscheinlich auch der Anlass für den Umzug nach Columbus, Indiana, war. So wird Walter Troemel im Jahr 1940 im Städteverzeichnis von Columbus als Konstrukteur bei Reeves & Pulley Co. genannt, wo er bis mindestens 1957 beschäftigt war. 1962 ging er in Rente. Walter starb am 13.11.1974 in Grand Rapids, Kent County, Michigan und wurde auf dem Washington Park East Cemetery in Indianapolis, Marion County, Indiana begraben.

Walter H. Troemel in einer Kurzbiografie über seinen Schwiegervater Gilbert Howell in der History of Montgomery County Indiana

Alfred D. Troemel wird am 3.7.1894 in Springfield, Missouri, geboren. Er war Musiker am Circle Theatre am Monument Place in Indianapolis und spielte u.a. als Solist im „Messias“. Darüber hinaus war er im Tennis und im Laufsport aktiv. Das belegen zahlreiche Zeitungsartikel des „The Indianapolis Star“ aus den Jahren 1909 bis 1915 sowie einige kurze Artikel derselben Zeitung aus den frühen 1920er Jahren.

Bis 1918 wird Alfred noch im Städteverzeichnis von Indianapolis mit der Anschrift 1819 Capitol Avenue geführt. In den „City Directories“ von Hartford, Connecticut, ist er von 1923 bis 1925 als Geigenlehrer in New York genannt. 1925 findet man ihn im Städteverzeichnis von New Rochelle mit der Adresse 108 77. Straße West.

Am 24.4.1926 heiratet er die Klavierlehrerin Eleanor Eglinton in Manhattan. Sie wurde 1904 geboren und starb 1987. Spätestens ab den 1940er Jahren lebte das Paar in Manhattan, New York, 336 71. Straße Ost, auf der Upper East Side, mittig zwischen Central Park und East River. Sie hatten eine Tochter, Marion, geboren 1928.

Wie sein Bruder Walter H. Troemel wurde auch Alfred Troemel in beiden Weltkriegen für den Armeedienst registriert. Ob sie tatsächlich eingezogen wurden, konnte nicht ermittelt werden, jedoch gab Alfred Troemel bei seiner Registrierung am 5.6.1917 an,  dass er um eine Befreiung vom Wehrdienst bittet.

Am 12. April 1943 wird von Raymond Kendall, dem Musik-Direktor der U.S.O., eine Liste mit Musikern an die Leitung des örtlichen Clubs. Die Musiker, die auf dieser Liste stehen, haben sich bereit erklärt, kostenfrei  für das Personal des Clubs zu spielen und zu singen. Auf der dritten Seite der Liste findet sich auch der Violinist Alfred Troemel. Die U.S.O. (United Service Organizations) ist eine amerikanische, gemeinnützige Organisation, die Angehörigen der US-Streitkräfte und ihren Familien Live-Unterhaltung wie Komiker, Schauspieler und Musiker, soziale Einrichtungen und andere Programme bietet. Seit 1941 arbeitet sie mit dem Kriegsministerium und später mit dem Verteidigungsministerium zusammen und stützt sich dabei in hohem Maße auf private Beiträge sowie auf Gelder, Güter und Dienstleistungen verschiedener Unternehmens- und Einzelspender. Es handelt sich nicht um eine Regierungsbehörde.

Alfred Troemel starb im Februar 1971 und wurde – wie später auch seine Frau Eleanor – auf dem Norton Cemetery in Keene, Essex County, New York, beerdigt.

Clara Troemel wurde als drittes Kind von Bruno und Jennie Troemel am 21.6.1899 in Indiana geboren. In einem kurzen Bericht des Indianapolis Star vom 26.5.1915 wird die Aufnahme Claras in den Therapon Club der Shortridge High School erwähnt. Im selben Jahr spielt sie an ebendieser Schule kurz vor ihrem 16. Geburtstag bereits ein Klavier-Solo. Schon drei Jahre später, im Jahr 1918, wird sie im Städteverzeichnis von Indianapolis als Musikerin geführt. 1920 wohnt sie in New York zur Miete und arbeitet dort als Stenotypistin. In den Jahren 1925 bis 1930 war sie in New Rochelle als Klavierlehrerin tätig und arbeitete ab 1930 für die American Banker’s Association wieder in ihrem alten Beruf als Stenotypistin. Ihre musikalische Tätigkeit hatte sie zu dem Zeitpunkt offenbar beendet, da sie danach nicht mehr als Klavierlehrerin aufgeführt wird. In zwei Einträgen im Städteverzeichnis von New Rochelle aus den Jahren 1934 und 1940 ist Clara Troemel als Sekretärin vermerkt.

Am 9.11.1946 heiratet sie in Granby, Connecticut, Orell Hendrick. Da sie zu dem Zeitpunkt bereits knapp 50 Jahre alt war, und keine vorhergehende Ehe bekannt ist, ist davon auszugehen, dass Clara Troemel kinderlos blieb. Wann und wo sie starb, ist nicht bekannt.