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Otto Paul Trömel, Bürgermeister von Usedom und Fremdenlegionär

 

Zweimal Frankreich und zurück

Das Doppelleben des Usedomer Bürgermeisters Otto Paul Trömel

Vor 110 Jahren begann eine mysteriöse Geschichte um den damaligen Bürgermeister der Stadt Usedom namens Paul Trömel. Die Ereignisse um ihn fanden nicht nur ein Echo in den regionalen und überregionalen Tageszeitungen Deutschlands, sondern sogar europaweit.

Was geschah mit dem Usedomer Amtsträger in den Jahren 1911 und 1913? Dieser Beitrag versucht, anhand von zahlreichen Zeitungsartikeln jener Jahre und einiger privater Unterlagen den Ablauf der Ereignisse chronologisch darzustellen.

Heiratsurkunde Paul Trömel Klara Körner 1903
Heiratsurkunde Paul Trömel Klara Körner 1903

Was ist über Otto Paul Trömel zunächst bekannt? Er wurde am 29. Juli 1881 als Sohn des Seilwarenfabrikanten und Kaufmanns Ernst-Ferdinand Trömel und der Johanne Christine Wilhelmine Finkbohner in Gera geboren. 1898 legte er sein Abitur am Fürstlichen Gymnasium in Gera ab. Von 1898 bis 1900 diente er im Infanterieregiment Vogel von Falckenstein in Wesel. Ab 1900 bis 1903 versah er dort seinen Dienst als Offizier im Rang eines Leutnants. Nach einer Typhuserkrankung 1903 schied er aus dem Militärdienst aus. Er begann ein Studium der Rechtswissenschaften, das er aber bereits 1904 wieder abbrach. Vor seinem Amtsantritt in Usedom im Juli 1908 fungierte er von Februar 1904 bis 1906 bereits in Kirchditmold (Hessen) und vom 22. Oktober 1906 bis zum 18. Juli 1908 in Hirschberg an der Saale als Bürgermeister. Vom 27. Oktober 1907 bis zum 16. Juli 1908 war Trömel Abgeordneter im Landtag Reuß jüngere Linie für die Fortschrittliche Volkspartei (FVP). Paul Trömel heiratete am 3. Juni 1903 Marie Elisabeth Clara Körner (1879-1965) in Wahlershausen bei Kassel. Das Ehepaar bekam drei Kinder. Bürgermeister Trömel bewarb sich 1911 als liberaler Kandidat für die bevorstehenden Reichstagswahlen im Januar 1912.

Paul Trömel mit Tochter Rosemarie 1903
Paul Trömel mit Tochter Rosemarie 1903

Am 15. Februar des Jahres 1911 reiste er wegen des Ankaufes eines Geldschrankes nach Berlin. Einen Tag später bereits wurde er vermisst. Es begannen zunächst wilde Spekulationen über die Ursachen des Verschwindens. So sagte ein Zeuge, der Trömel zuletzt gesehen hatte, folgendes aus: „Herr Bürgermeister Trömel war eine reichliche Stunde bei mir auf meinem Bureau, da Herr Troemel die Abnahme des für die Stadt Usedom bestellten Tresors vornehmen wollte. Wir vertieften uns in ein längeres Gespräch und kamen schließlich überein, gemeinsam unser Mittagessen einzunehmen, was auch in einem Weinrestaurant geschah. Unter angeregtem Geplauder verging die Zeit, und wir schieden erst gegen 4 Uhr nachmittags. Ich muß sagen, daß von Lebensüberdruß oder irgend einer Depression absolut nichts zu bemerken war. Wir haben zusammen nur eine Flasche Wein getrunken, was Herrn T. wohl nicht geschadet haben kann. Als wir in bester Laune auseinandergingen, beabsichtigte er noch Verschiedenes einzukaufen. Soviel ich weiß, hatte T. etwas über fünfhundert Mark bei sich. Ich kann nach unserem Beisammensein nur an einen Unfall oder ein Verbrechen glauben.“

die drei Kinder von Otto Paul Trömel, Rosemarie, Hans-Heinz und Irmgard
die drei Kinder von Otto Paul Trömel, Rosemarie, Hans-Heinz und Irmgard

Aufgrund einer Belohnung von 500 Mark, die die Familie ausgesetzt hatte, kam es in der Folge zu verschiedenen Aussagen von angeblichen Augenzeugen. Am 9. April 1911 erschien dann in der „Stralsundischen Zeitung“ folgender Artikel: „Usedom, 9. April. (Bürgermeister Trömel= Usedom) hat sich wieder angefunden. Gestern Vormittag lief beim Magistrat in Usedom, zu Händen des Beigeordneten Mann, ein Brief vom Bürgermeister Trömel aus Paris ein, worin derselbe mitteilt, daß er auf eine ihm selbst unerklärliche Weise dazu gekommen sei, ins Blaue hineinzufahren und daß er dafür nur die Entschuldigung habe, infolge Ueberarbeitung in einen krankhaften Zustand geraten zu sein. Er bitte zu veranlassen, daß ihm von der Königlichen Regierung in Anbetracht der Sachlage zunächst ein Urlaub erteilt werde.“

Am 20. April 1911 kehrte Trömel nach Usedom zurück. Man unterzog ihn im Sanatorium Scharmützelsee einer psychiatrischen Untersuchung und kam zu dem Schluss, dass Trömel an einem „nervösen Erschöpfungszustand“ und unter „krankhaftem Wandertrieb“ litt. Er blieb dort neun Wochen. Es wurde dann ein Disziplinarverfahren gegen ihn angestrebt. Bis zur Einleitung dieses Verfahrens suspendierte man ihn mit dem halben Gehalt. Wegen seines festgestellten Zustandes und der zuvor geführten Amts- und Kassenführung, die „in bester Ordnung“ waren, konnte er sein Bürgermeisteramt weiter ausführen. Im Juli 1911 begann der nun wieder amtierende Bürgermeister mit dem Schreiben von Gedichten unter dem Titel „Gereimtes und Ungereimtes“. Im Mittelpunkt seines lyrischen Schaffens standen Naturbetrachtungen.

Zeitungsausschnitt Otto Paul Trömel, Bürgermeister von Usedom, kurz nach seiner Entlassung aus der Französischen Fremdenlegion im Jahr 1913
Zeitungsausschnitt Otto Paul Trömel, Bürgermeister von Usedom, kurz nach seiner Entlassung aus der Französischen Fremdenlegion im Jahr 1913

Gut zwei Jahre später, nämlich am 23. März 1913, verschwand Bürgermeister Paul Trömel nach einer Kreistagssitzung in Swinemünde zum zweiten Mal spurlos. Nachforschungen ergaben, dass er von dort aus mit der Bahn nach Berlin reiste. Die eingeleiteten Ermittlungen der Behörden sowie die Suche seiner Frau in Berlin führten zu keinem Ergebnis. Am 2. Mai erhielt eine Schwester Trömels einen Brief aus Saida (Algerien), in dem der Bruder ihr mitteilte, dass er sich im Zustand der Geistesabwesenheit für fünf Jahre bei der Fremdenlegion verpflichtet hat. Er bat sie in diesem Brief inständig, ihn aus dieser „entsetzlichen Lage“ zu befreien. Angaben über die Anwerbung und die Reise dorthin machte er nicht. Trömels Familie versuchte nun mit der Unterstützung des Auswärtigen Amtes die Befreiung aus der Fremdenlegion zu erreichen.

Am 15. Mai 1913 teilte die „Greifswalder Zeitung“ mit, dass ein Mann aus Tilsit, der gemeinsam mit Trömel in Paris für die Fremdenlegion angeworben wurde, sich befreien konnte. Dieser sollte sich in Deutschland für Trömels Freilassung einsetzen. In der Folgezeit veröffentlichten hierzu verschiedene französische Tageszeitungen wie das „Echo de Paris“, das „Echo d’Oran“ oder der Pariser „Matin“ gegenteilige Meldungen über die Umstände des Eintritts von Trömel in die Fremdenlegion. Ganz deutlich sind in diesen Meldungen der deutschen und der französischen Zeitungen die damaligen Spannungen zwischen beiden Ländern zu erkennen.

Paul Trömel im November 2013
Otto Paul Trömel im November 1913

Während seines Aufenthaltes in Frankreich und in der Fremdenlegion verwendete Trömel unterschiedliche Namen. So tauchen solche Namen wie Tunzel, Funze, Tunke oder Tunge auf. Im Personalverzeichnis der Légion étrangère wurde er als Paul Tunze geführt. Der Pariser „Matin“ schilderte im Mai 1913 die Umstände, die Trömel dazu geführt haben, in die Legion einzutreten. Nachweislich liegen in diesen Aussagen Dichtung und Wahrheit eng nebeneinander. Die „Greifswalder Zeitung“ schrieb am Ende eines Beitrages zu diesen Äußerungen am 20. Mai 1913 folgendes: „Wenn Troemel alles das wirklich gesagt hat, woran man jedoch zweifeln darf, dann scheint er wieder in einen Dämmerzustand verfallen zu sein. Ein solches Blech redet kein vernünftiger Mensch. Der Verdacht ist nicht von der Hand zu weisen, dass der „Matin“ etwas nachgeholfen hat.“ Auch das „Berliner Tageblatt“ berichtete bereits am 19. Mai über die Äußerungen Trömels gegenüber französischen Berichterstattern. Hier machte er wiederum deutlich, dass er seinen Dienst als Leutnant beim 54. Infanterieregiment in Wesel aus „Gesundheitsrücksichten“ quittieren musste und dass er als Bürgermeister und liberaler Kandidat für die Reichstagswahl politischen Schikanen ausgesetzt war. Ein Berliner Wochenblatt verglich den „Fall Trömel“ mit dem damals gerade erschienenen Roman von Graf Tolstoi „Der lebende Leichnam“. Hauptfigur ist hier ein Mann aus der guten Petersburger Gesellschaft, der dem Alkohol verfällt, seine Frau und das Kind verlässt und schließlich einen Selbstmord fingiert. Durch eine Denunziation erscheint er dann wieder aus der Versenkung, um seine Frau und ihren neuen Ehemann unter den Verdacht der Bigamie zu bringen. Letztendlich setzt er aber seinem Leben durch einen Revolverschuss ein Ende. Widersprüchliche Aussagen von deutschen Kameraden in der Fremdenlegion sollten das Bild von Trömel festigen.

Die Mutmaßungen, Verdächtigungen und Unterstellungen im Fall Trömel waren wochenlang in der deutschen und französischen Presse zu lesen. Am 10. Juni 1913 schrieb die „Greifswalder Zeitung“: „Usedom, 9. Juni. Trömels Grundbesitz wird verkauft! Eins der in der Swinemünder Straße hierselbst belegenen Grundstücke des in die Fremdenlegion übergetretenen Bürgermeisters Trömel ist durch Kauf in den Besitz des früheren Hofbesitzers Fritz Kruse in Welzin übergegangen. Der Kaufpreis beträgt 19.000 Mark.“

Am 22. Juni 1913 berichtete die gleiche Zeitung, dass das Auswärtige Amt alle Akten und die Fotografie des Fremdenlegionärs aus Stettin angefordert hat. Trömel selbst richtete ein Schreiben aus Saida an seine vorgesetzte Behörde, in dem er mitteilt, dass er sein Amt als Bürgermeister aus „Gesundheitsrücksichten“ niederlegt.

Aufgrund dieses Schreibens bewilligte die Usedomer Stadtverordnetenversammlung Frau Trömel und ihren Kindern eine Unterstützung in Höhe von 1.000 Mark. Die Usedomer Stadtverordnetenversammlung enthob ihn dann am 18. Juli 1913 seines Amtes.

Roman von Otto Paul Trömel über sein Leben in der Fremdenlegion
Roman von Otto Paul Trömel über sein Leben in der Fremdenlegion

In der „Stralsundischen Zeitung“ hieß es am 26. September unter anderem zu einem Gespräch Paul Trömels mit einem Berichterstatter des „Echo de Paris“: „Der Exbürgermeister erklärte, man solle ihn doch endlich in Ruhe lassen und sich nicht mehr um ihn kümmern. Nach seiner Entlassung (aus einem Krankenhaus in Oran, d. V.) wolle er sich in Paris niederlassen und einem bürgerlichen Beruf zuwenden. Er hoffe, daß seine Frau und seine Kinder dann zu ihm nach Paris übersiedeln können.“

Im Oktober 1913 konnte man die Meldung in der „Stralsundischen Zeitung“ lesen, dass sich auf die ausgeschriebene Bürgermeisterstelle in Usedom 160 Bewerber gemeldet hatten. Diese Stelle sollte dann ab 1. Januar 1914 wieder besetzt sein. Am 30. November hieß es dann in dieser Zeitung zur Wahl des neuen Bürgermeisters: „Es erhielt Assessor Dr. Münter=Stargard zehn Stimmen; er ist somit einstimmig gewählt.“

Trömel machte seine Ankündigung, in Paris seinen Wohnsitz zu nehmen, nicht wahr. Nachdem er von den französischen Militärbehörden offiziell wegen einer „Hörschwäche“ ausgemustert worden war, kehrte er Ende 1913 wieder nach Deutschland zurück. Hier erschien 1914 im Dresdener Verlag von Wendt & Co. sein autobiografischer Roman mit dem Titel „Vom Bürgermeister zum Fremdenlegionär – Das Rätsel meines Lebens“.

Sterbeurkunde Otto Paul Trömel 1949
Sterbeurkunde Otto Paul Trömel 1949

Über seinen weiteren Verbleib gab es am 7. Januar 1915 eine kleine Notiz in der „Greifswalder Zeitung“. Es heißt hier: „Usedom, 6. Jan. Troemel – Rechtskonsulent. Bürgermeister a. D. Troemel aus Usedom hat sich jetzt in Groß=Berlin ständig niedergelassen. In Charlottenburg betreibt er ein Rechtsbureau und empfiehlt seinen Rat in Steuersachen, Verwaltungs= und Versicherungsangelegenheiten sowie in allen Rechtsfragen. Ob damit der Friedlose dauernd seßhaft geworden ist, muß dahingestellt bleiben.“ Am 11. März 1917 stellte die Usedomer Polizei-Verwaltung ein Führungsattest aus. Das hatte folgenden Inhalt: „Dem Bürgermeister a. D. Otto Paul Trömel geboren am 29. Juli 1881 zu Gera-Reuß wird hiermit bescheinigt, daß über seine Führung während des Aufenthaltes in Usedom in der Zeit von August 1908 bis 21. März 1914 Nachteiliges zu amtlicher Kenntnis nicht gelangt ist.“ Von 1918 bis 1925 wohnte der Bürgermeister a. D. Paul Trömel in der Berliner Bleibtreustaße 25 (Nähe Ku’damm). Ab 1929 bis zum Jahr 1940 bezeugt das Berliner Adressbuch seinen Wohnsitz in der Carstennstraße 32 in Berlin-Lichterfelde. Durch Trömels Führerschein von 1932 wird diese Angabe bestärkt. Auch war er 1918 im Berliner Fernsprechverzeichnis als „Bürgermeister a. D.“ aufgeführt. Ob er mit seiner Ehefrau und den Kindern zusammen in Berlin gewohnt hat, ist nicht bekannt.

Irmgard Trömel (1909 - 2005)
Irmgard Trömel (1909 – 2005)

Im Landesarchiv von Baden-Württemberg weist eine Verfahrensakte des Interniertenlagers 75, Kornwestheim, aus den Jahren 1945/46 auf den damaligen Wohnort Trömels in Bürg (heute ein Ortsteil der Stadt Winnenden im Rems-Murr-Kreis). Ein letztes Zeichen von Paul Trömel gab es durch seinen Tod am 15. Januar 1949 in Wiesbaden. Das Adressbuch der Stadt von 1948 enthielt nur den Eintrag zu seiner jüngsten Tochter, der Ballettmeisterin Irmgard Trömel, in der Augustastraße 1. Sie wohnte hier bei ihrem Onkel, dem Kaufmann Otto Körner. Irmgard starb mit 96 Jahren als Letzte der drei Trömel-Kinder 2005 in Trier.

Text: Bernd Jordan (erschienen im Usedomer Amtsblatt am 21.04.2021)

Literatur- und Quellenangaben

  • Berliner Adreßbuch, Berlin 1918-1940.
  • „Berliner Tageblatt“: 18.05., 19.05.1913.
  • Dokumente (Geburts- u. Sterbeurkunden, Auszüge aus dem Ahnenpass, Führungszeugnis, Gedichte von P. Trömel u. a.) aus dem Nachlass von Irmgard Trömel (1909-2005), jüngste Tochter von Paul Trömel.
  • „Greifswalder Zeitung“: 11.05., 15.05., 17.05., 20.05., 21.05., 28.05., 10.06., 19.06., 22.06., 24.06., 3.07., 5.07.1913, 7.01.1915.
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Trömel_(Politiker)
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Paul_Trömel_alias_Tunzé_1913.PNG
  • https://www.ebay.de/itm/Paul-Troemel-Vom-Buergermeister-zum-Fremdenlegionaer-USEDOM-Original-1914-/174370551908
  • „Stralsundische Zeitung“: 25.02., 28.02., 1.03., 11.04., 23.04., 25.04.1911; 10.05., 11.05., 11.05., 16.05., 21.05., 20.05., 21.05., 22.05., 29.05., 6.06., 24.06., 3.07., 25.09., 30.10., 27.11., 30.11.1913.
  • Schmid, Frank-Steffen, Tabellarischer Lebenslauf vom Bürgermeister a. D. Paul Trömel (maschinenschrftl.) u. genealogische Aufzeichnungen zu P. Trömel o. J.
  • Trömel, Otto Paul: Vom Bürgermeister zum Fremdenlegionär – Das Rätsel meines Lebens, Dresden 1914.
  • Verzeichnis der Teilnehmer an den Fernsprechnetzen in Berlin und Umgegend 1918, S.1187.

Zeitgenössische Presse-Artikel über den „Fall Trömel“

Richard Bruno Troemel

Richard Bruno Troemel (Nr. 217) wurde am 13.5.1859 in Roßwein geboren. Seine Einbürgerung in die USA erfolgte am 21.2.1896; Wann er dorthin ausgewandert ist, lässt sich nicht sagen. Am 30.7.1890 heiratete er Jennie Elwert in Indianapolis. Sie wurde am 8.5.1857 in Elbingerode geboren, wanderte 1886 in die USA aus und bekam 1890 die amerikanische Staatsbürgerschaft. Neben seiner Tätigkeit als Musiklehrer unterrichtete Bruno Trömel auch Fremdsprachen, und zwar Spanisch, Französisch und Deutsch; so war er Mitglied verschiedener fremdsprachiger Vereine. Auch war er Mitglied im „Unabhängigen Turnverein“. Am 10.11.1903 starb Bruno Troemel in Indianapolis mit gerade einmal 44 Jahren durch einen Unfall, bei dem er eine Schädelfraktur erlitt. Nach dem Tod ihres Mannes verkaufte Jennie Troemel Stickereien für wohltätige Zwecke. Am 9. September 1922 beantragte Jennie Troemel einen Reisepass, um eine Reise nach Deutschland, Frankreich, Österreich, die Schweiz und Italien zu unternehmen. Die Abreise war für den 5.10.1922 von New York geplant. Jennie starb 1950. Beide sind auf dem Crown Hill Cemetery, Indianapolis begraben. Sie hatten drei Kinder: Walter, Alfred und Clara.

Die Familie war sehr musikalisch. Jennie war Lehrerin am Indianapolis Conservatory of music (Quelle: US Städteverzeichnis Indiannapolis 1909). Der jüngere Sohn Alfred wird im US Städteverzeichnis von Indianapolis aus dem Jahr 1916 als Geigenlehrer an derselben Schule genannt. Ein Jahr später erscheint auch Clara Troemel mit einem eigenen Eintrag im US Städteverzeichnis Indianapolis mit der Berufsbezeichnung Organistin. Auch sie trat somit in die Fußstapfen ihrer Eltern und übte einen musikalischen Beruf aus. Bruno wird schon im Städteverzeichnis von 1898 als Musiklehrer geführt.

Walter Troemel wurde am 19.11.1891 in Kansas City, Missouri, geboren und heiratete am 19.10.1912 Blanch Adelaide Howell (geboren 2.5.1890, Piqua, Miami County, Ohio, gestorben 27.12.1981, Grand Rapids, Kent County, Michigan, begraben Washington Park East Cemetery, Indianapolis, Marion County, Indiana) in Crawfordshire (Register der Vereinten Methodistenkirche, Buch Nr. 6).

Am 6.9.1913 kam der gemeinsame Sohn Walter Howell Troemel Jr. in Indianapolis, Marion County, Indiana zur Welt. Er starb jedoch bereits am 14.12.1913 im Alter von drei Monaten an Krämpfen. Er ist auf dem Crown Hill Cemetery in Indianapolis, Marion County, Indiana begraben. Am 21.12.1918 wurde in Marion, Indiana, Tochter Louise Alma Troemel geboren. Sie heiratete am 11.6.1938 Richard Francis Druart in Columbus, Indiana.

Im Gegensatz zu seinen musikalischen Eltern und Geschwistern schlug Walter Troemel eine technische Laufbahn ein. So wird er im Städteverzeichnis von Indiana ab 1907 als Konstrukteur aufgeführt. Als erste Firma, für die er arbeitete, wird 1911 der Mühlenbaubetrieb Nordyke & Marmon genannt. Ab 1914 ist er ebenfalls als Konstrukteur bei dem Autobauer Motor Car Manufacturing beschäftigt. Das Unternehmen wurde 1916 in die Pathfinder Company umfirmiert und so findet sich ab 1917 eben dieser Name als Arbeitgeber von Walter H. Troemel. Ab 1921 ändert sich die Berufsbezeichnung in Maschinenbau-Ingenieur. Im Jahr 1934 wird er als Ingenieur bei der Duesenberg Inc. genannt. Das Unternehmen wurde drei Jahre später aufgelöst, was wahrscheinlich auch der Anlass für den Umzug nach Columbus, Indiana, war. So wird Walter Troemel im Jahr 1940 im Städteverzeichnis von Columbus als Konstrukteur bei Reeves & Pulley Co. genannt, wo er bis mindestens 1957 beschäftigt war. 1962 ging er in Rente. Walter starb am 13.11.1974 in Grand Rapids, Kent County, Michigan und wurde auf dem Washington Park East Cemetery in Indianapolis, Marion County, Indiana begraben.

Walter H. Troemel in einer Kurzbiografie über seinen Schwiegervater Gilbert Howell in der History of Montgomery County Indiana

Alfred D. Troemel wird am 3.7.1894 in Springfield, Missouri, geboren. Er war Musiker am Circle Theatre am Monument Place in Indianapolis und spielte u.a. als Solist im „Messias“. Darüber hinaus war er im Tennis und im Laufsport aktiv. Das belegen zahlreiche Zeitungsartikel des „The Indianapolis Star“ aus den Jahren 1909 bis 1915 sowie einige kurze Artikel derselben Zeitung aus den frühen 1920er Jahren.

Bis 1918 wird Alfred noch im Städteverzeichnis von Indianapolis mit der Anschrift 1819 Capitol Avenue geführt. In den „City Directories“ von Hartford, Connecticut, ist er von 1923 bis 1925 als Geigenlehrer in New York genannt. 1925 findet man ihn im Städteverzeichnis von New Rochelle mit der Adresse 108 77. Straße West.

Am 24.4.1926 heiratet er die Klavierlehrerin Eleanor Eglinton in Manhattan. Sie wurde 1904 geboren und starb 1987. Spätestens ab den 1940er Jahren lebte das Paar in Manhattan, New York, 336 71. Straße Ost, auf der Upper East Side, mittig zwischen Central Park und East River. Sie hatten eine Tochter, Marion, geboren 1928.

Wie sein Bruder Walter H. Troemel wurde auch Alfred Troemel in beiden Weltkriegen für den Armeedienst registriert. Ob sie tatsächlich eingezogen wurden, konnte nicht ermittelt werden, jedoch gab Alfred Troemel bei seiner Registrierung am 5.6.1917 an,  dass er um eine Befreiung vom Wehrdienst bittet.

Am 12. April 1943 wird von Raymond Kendall, dem Musik-Direktor der U.S.O., eine Liste mit Musikern an die Leitung des örtlichen Clubs. Die Musiker, die auf dieser Liste stehen, haben sich bereit erklärt, kostenfrei  für das Personal des Clubs zu spielen und zu singen. Auf der dritten Seite der Liste findet sich auch der Violinist Alfred Troemel. Die U.S.O. (United Service Organizations) ist eine amerikanische, gemeinnützige Organisation, die Angehörigen der US-Streitkräfte und ihren Familien Live-Unterhaltung wie Komiker, Schauspieler und Musiker, soziale Einrichtungen und andere Programme bietet. Seit 1941 arbeitet sie mit dem Kriegsministerium und später mit dem Verteidigungsministerium zusammen und stützt sich dabei in hohem Maße auf private Beiträge sowie auf Gelder, Güter und Dienstleistungen verschiedener Unternehmens- und Einzelspender. Es handelt sich nicht um eine Regierungsbehörde.

Alfred Troemel starb im Februar 1971 und wurde – wie später auch seine Frau Eleanor – auf dem Norton Cemetery in Keene, Essex County, New York, beerdigt.

Clara Troemel wurde als drittes Kind von Bruno und Jennie Troemel am 21.6.1899 in Indiana geboren. In einem kurzen Bericht des Indianapolis Star vom 26.5.1915 wird die Aufnahme Claras in den Therapon Club der Shortridge High School erwähnt. Im selben Jahr spielt sie an ebendieser Schule kurz vor ihrem 16. Geburtstag bereits ein Klavier-Solo. Schon drei Jahre später, im Jahr 1918, wird sie im Städteverzeichnis von Indianapolis als Musikerin geführt. 1920 wohnt sie in New York zur Miete und arbeitet dort als Stenotypistin. In den Jahren 1925 bis 1930 war sie in New Rochelle als Klavierlehrerin tätig und arbeitete ab 1930 für die American Banker’s Association wieder in ihrem alten Beruf als Stenotypistin. Ihre musikalische Tätigkeit hatte sie zu dem Zeitpunkt offenbar beendet, da sie danach nicht mehr als Klavierlehrerin aufgeführt wird. In zwei Einträgen im Städteverzeichnis von New Rochelle aus den Jahren 1934 und 1940 ist Clara Troemel als Sekretärin vermerkt.

Am 9.11.1946 heiratet sie in Granby, Connecticut, Orell Hendrick. Da sie zu dem Zeitpunkt bereits knapp 50 Jahre alt war, und keine vorhergehende Ehe bekannt ist, ist davon auszugehen, dass Clara Troemel kinderlos blieb. Wann und wo sie starb, ist nicht bekannt.